Reifegradansatz zur Bewertung von Risikomanagement im Unternehmen
Zunehmende Unsicherheit, beschleunigte Veränderung von Rahmenbedingungen und stetig abnehmende Planbarkeit machen ein aktives Risikomanagement zu einem immer wichtigeren Baustein des Management-Portfolios. Unternehmensführer, Projektmanager und Abteilungs- bzw. Bereichsleiter sehen sich in stetig steigendem Umfang mit Unwägbarkeiten konfrontiert, die sie in ihre Entscheidungsprozesse einbeziehen müssen, um langfristig erfolgreich zu bleiben und ihre Ziele zu erreichen.
Messbarkeit von Risikomanagement
Wie erfolgreich das Risikomanagement im Unternehmen ist, sehen die Entscheider in der Regel erst, wenn sie ihre Ziele erreicht – oder im ungünstigen Fall: verfehlt – haben. Eine solche Qualitätsmessung ist jedoch problematisch, da sie reaktiv ist und damit Verbesserungspotentiale erst erkannt und realisiert werden können, wenn es eigentlich schon zu spät ist.
Besser wäre hier ein Ansatz, bei dem das Risikomanagement im Unternehmen unabhängig von der Zielerreichung bewertet werden kann. Verbesserungspotentiale sollten vor dem Eintreten von Risiken identifiziert und realisiert werden können. Ein Konzept, das diese Anforderungen erfüllt, ist der Reifegradansatz zur Bewertung von Risikomanagement im Unternehmen.
Reifegradansatz für Risikomanagement
Der Reifegradansatz bietet ein Referenzmodell für die Verankerung von Risikomanagement im Unternehmen. Dazu werden verschiedene Aspekte betrachtet und bewertet, so dass eine systematische Weiterentwicklung ermöglicht wird. Die Aspekte decken dabei sehr unterschiedliche Perspektiven ab und ermöglichen dadurch eine holistische Bewertung des Risikomanagements:
Prozess-& Rollendefinition
Wie sind die Prozesse zum Risikomanagement definiert, welche Aktivitäten sind in den Prozessen abgebildet und welche Rollen sind in diesem Zusammenhang definiert?
Werkzeuge & Dokumentation
Welche Werkzeuge werden im Risikomanagement genutzt und wie werden Risikoinformationen dokumentiert?
Anwendung & Einbettung
Wie werden die Prozesse und Werkzeuge im Unternehmen angewendet und wie ist das Risikomanagement mit anderen Abläufen verknüpft?
Schnittstellen & Informationsverarbeitung
Welche Schnittstellen sind in Bezug auf das Risikomanagement im Unternehmen definiert und wie werden Risikoinformationen verarbeitet?
Schulung & Wissensvermittlung
Wie wird sichergestellt, dass das für das Risikomanagement notwendige Wissen und die erforderlichen Fähigkeiten im Unternehmen an der richtigen Stelle vorhanden ist?
Kultur & Bewusstsein
Wie ausgeprägt ist das Risikobewusstsein im Unternehmen und wie stark ist dieses mit der Unternehmenskultur verknüpft?
Nutzen des Reifegradansatz für das Risikomanagement
Der Reifegradansatz erfüllt frei unterschiedliche Funktionen bei der Weiterentwicklung des Risikomanagements in einem Unternehmen. Zum einen lassen sich aus dem Referenzrahmen konsistente, den Anforderungen des jeweiligen Unternehmens entsprechende Beschreibungen des Risikomanagement-Systems ableiten. Diese Beschreibungen können als Zieldefinition für das Risikomanagement genutzt werden.
Darüber hinaus bietet sich der Ansatz dazu an, den aktuellen Implementierungsgrad von Risikomanagement im Unternehmen zu analysieren. Dank der holistischen Bewertung aus unterschiedlichen Perspektiven ergibt sich dabei ein detailliertes Bild der Stärken und Schwächen sowie ein aussagekräftiges Gesamtbild des aktuellen Implementierungsgrades.
Zuletzt bietet der Referenzrahmen des Reifegradansatzes eine Roadmap für die Weiterentwicklung von Risikomanagement im Unternehmen. Insbesondere lässt sich eine Reihenfolge und eine Priorisierung von Maßnahmen ableiten, die für eine ausgewogene und erfolgreiche Entwicklung sorgen.