Managementwerkzeuge gibt es wie Sand am Meer. Und auch, wenn mancher etwas anderes behaupten mag: die meisten von ihnen sind gut und hilfreich – vorausgesetzt, sie werden korrekt und im passenden Kontext eingesetzt.

In der Reihe „Tool Box Talks“ stellen wir Ihnen sowohl gängige als auch weniger bekannte Werkzeuge vor und zeigen Ihnen, wie Sie deren Potenzial für Ihr Unternehmen nutzbar machen. Der Fokus dieses Artikels liegt dabei auf der Szenrienplanung.

Wozu dient die Szenarienplanung und wann sollte sie genutzt werden?

Die Szenarienplanung ist ein Werkzeug aus der Strategieentwicklung. Das Tool analysiert die Entwicklung externer Parameter und entwirft dabei mögliche Zukunftsszenarien zur Entwicklung und Überprüfung robuster, adaptiver Unternehmensstrategien.

Die Szenarienplanung unterstützt Strategieprozesse in einem veränderlichen, nicht klar panbaren Umfeld. Sie bietet sich überall dort an, wo die Einflussfaktoren auf ein Unternehmen, ein Produkt oder ein Vorhaben prinzipiell bekannt sind, nicht aber deren Entwicklung. Hier hilft die Szenarienplanung ein realistisches Bild von Entwicklungsoptionen zu entwerfen und eine Strategie zu entwicklen, die unabhängig von Veränderungen ist oder flexibel auf solche reagieren kann.

Wie wird die Szenarienplanung genutzt?

Die Erstellung einer Szenarienplanung erfolgt in fünf Schritten. Als erstes wird der Rahmen abgesteckt, der von den Szenarien beleuchtet werden soll. Das umfasst sowohl das Ziel, den inhaltlichen Rahmen (ein bestimmter Markt, eine definierte Region, eine Technologie, etc.) als auch den Zeithorizont (die kommenden 12 Monate, die nächsten 5 Jahre, die Zeit bis 2050, o.ä.).

Anschließend werden die relevanten Einflussparameter analysiert. Sind diese nicht bekannt, bietet sich für die Indetifikation eine PESTEL-Analyse an, um sicherzustellen, dass ein möglichst umfassendes Bild generiert wird. Für jeden Parameter wird nun skizziert, wie sich dieser im betrachteten Zeitraum entwicklen kann. Dabei wird die geamte Bandbreite der möglichen Entwicklungen ebenso dargestellt wie die Genauigkeit, mit der sich eine Vorhersage treffen lässt. Schließlich werden Abhängigkeiten zwischen den Paramtern aufgezeigt und dargestellt, wie stark dieser das Ziel bzw. dessen Erreichung beeinflussen kann.

Im dritten Schritt werden die Szenarienparameter ausgewählt. Diese sollten einen möglichst hohen Einfluss auf das Ziel haben, eine geringe Vorhersagbarkeit aufweisen und untereinander unabhängig sein. Die Anzahl der Szenarienparameter bestimmt dabei, wie viele Szenarien im Rahmen der Szenarienplanung entwicklet werden: ein Paramter ergibt zwei Szenarien, zwei Parameter generieren vier Szenarien, aus 3 Parametern lassen sich acht Szenarien ableiten und so weiter.

Als nächstes werden die Endpunkte der Szenarien ausformuliert. Dazu wird je Szenario ein Satz an Extrempunkten der ausgewählten Szenarienparameter gewählt. Anschließend wird aus diesen eine Beschreibung der Zukunft am Ende des Zeithorizontes abgeleitet. Um diesen möglichst realistisch und in sich schlüssig zu gestalten müssen dabei die Ergebnisse der Parameteranalyse berücksichtigt werden.

Der fünfte und letzte Schritt der Szenarienplanung besteht darin, eine möglichst plausible Erzählung von der Gegenwart zu den beschriebenen Endpunkten zu entwickeln. Auch hier müssen die Ergebnisse der Parameteranalyse berücksichtigt werden, um ein realisisches und in sich stimmiges Bild zu entwerfen.

Achtung Fallstrick!

Auch wenn das Entwerfen von Zukunftsbildern im ersten Moment wie eine Vorhersage erscheint, ist die Szenarienplanung grade nicht der Blick in die Kristallkugel der dem Nutzer sagt, was die Zukunft bringt. Sie spannt vielmehr einen Rahmen möglicher Entwicklungen auf, visualisiert Zusammenhänge und macht Unsicherheiten greifbar. Folglich ist es nicht das Ziel, das eine richtige Szenario zu identifizieren, sondern möglichst unterschiedliche und gleichermaßen realistische Zukunftsvisionen zu erarbeiten.

Wie bei allen Planungsaktivitäten liegt ein weiterer Fallstrick in einer unvollständigen bzw. einseitigen Betrachtung – nicht ausschließlich aber insbesondere in der Analysephase. Hier hilft es, einen möglichst weiten Personenkreis und ggf. auch externe Personen mit hinzuzuziehen sowie Daten aus unterscheidlichen Quellen zur Analyse heranzuziehen.

Ein weiterer Stolperstein verbirgt sich in der Beschreibung der Endpunkte sowie der Ausformulierung der Entwicklung zwischen der Gegenwart und den jeweilige Endpunkten. Hier muss nicht nur auf eine in sich schlüssige Beschreibung geachtet werden, sondern auch auf die stimmige Einbingung aller Ergebnisse der Parameteranalyse. Andernfalls ergibt sich ein verzerrtes Bild und der gesamte Nutzen der entwickleten Szenarien als realisitische Zukunftsoptionen wird in Frage gestellt.

Welches Ergebnis liefert die Szenarienplanung?

Das primäre Ergebnis der Szenarienplanung sind die entwickelten Szenarien. Diese bieten einen Referenzrahmen für die Entwicklung robuster Unternehmensstrategien, die das Unternehmen bei allen – oder zumindest den meisten – möglichen Zukunftsoptionen zum Erfolg führen kann. Darüber hinaus lassen sich aus den Szenarien Frühwarnsysteme ableiten, die es einer Organisation ermöglichen, frühzeitig auf ungünstige Entwicklungen zu reagieren oder sogar bereits im Vorfeld verschiedene Handlungsoptionen zu entwicklen.

Ein weiterer Nutzen der Szenarienplanung resultiert aus der systematischen Betrachtung von Zusammenhängen bezüglich der zukünftigen Rahmenbedingungen des Unternehmens. Durch den regelmäßigen Perspektivwechsel zwischen der Gegenwart und Zukunft während der Erarbeitung der Szenarien werden entsprechende Zusammenhänge für die Beteiligten klarer und – insbesondere bei regelmäßiger Widerholung des Prozesses – verankert. Damit sind diese den beteiligten Personen präsent und finden bei alltäglichen Entscheidungen Berücksichtigung, was insgesamt zu einer besseren Umsetzung des Unternehmensstrategie führt.

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