Nach der Präsentation der Projektidee ist die Unternehmensleitung euphorisch. Das neue Produkt wird den Markt revolutionieren, für jeden investierten Euro 150€ bis 250€ einbringen und den Marktanteil des Unternehmens in diesem Segment auf weit über 50% steigen lassen. Durch die steigende Bekanntheit wird außerdem erwartet, dass sich der Umsatz und der Marktanteil der bestehenden Produktpalette deutlich erhöht – und das Unternehmen sich den Zugang zu ganz neuen Märkten eröffnet.
Direkt am folgenden Tag wird ein Projektteam aufgestellt und beginnt mit der detaillierten Ausarbeitung. Die Ernüchterung folgt schon beim nächsten Projektreport, in dem die Ergebnisse der detaillierten Risikobewertung vorgestellt werden: Wegen der hohen Unsicherheiten ist das Risiko auch nach Maßnahmen fast genauso hoch wie der erwartete Gewinn des neuen Produktes. Nach langen Diskussionen und einer Prüfung der Risikobewertung und der Gewinnerwartung wird das Projekt daraufhin eingestellt.

Was ist passiert?

Auf den ersten Blick ist in dieser Geschichte alles richtig gelaufen: Eine erfolgversprechende Idee wurde vorgestellt, ein Projekt zur Umsetzung initiiert und die Risiken und Chancen analysiert. Mit diesen Informationen wurde das Projekt neu bewertet und aufgrund eines ungünstigen Chancen-Risiken-Verhältnisses eingestellt.
Bei genauerer Betrachtung ist die Bewertung jedoch weniger eindeutig. Für die Entscheidung, das Projekt zu beenden, wurde das Projektrisiko mit dem erwarteten Produktgewinn verglichen. Dabei wurde vernachlässigt, dass die Entwicklung und Einführung des neuen Produktes dem Unternehmen einen Nutzen über den reinen Gewinn hinaus versprachen.
Der Gewinn von Marktanteilen, der Effekt auf bestehende Produkte und das Erschließen neuer Märkte wurde bei der Entscheidung nicht berücksichtigt. Da sich alle diese Faktoren positiv auf das Unternehmensergebnis ausgewirkt hätten, können wir davon ausgehen, dass es die falsche Entscheidung war, das Projekt zu stoppen – selbst wenn die Risiken deutlich höher sind, als am Projektstart erwartet.

Wie geht es besser?

In vielen Unternehmen herrscht auch heute noch Silo-Denken vor. Diese Mentalität begünstigt Situationen, wie die im Beispiel dargestellte: Informationen werden nur innerhalb des eigenen Bereichs analysiert und bewertet. Entscheidungen, die in so einem Umfeld getroffen werden, sind daher meist auf die Bedürfnisse eines Teils der Organisation abgestimmt und stellen selten das Optimum für das gesamte Unternehmen dar.
Um dieses Problem zu vermeiden, ist es notwendig, aus diesem Tunnelblick auszubrechen. Ein Ansatz, wie das gelingen kann, ist ein Szenarien-Vergleich (siehe auch „Vier Anforderungen an die Szenario-Planung“ https://rno-consulting.com/vier-anforderungen-an-die-szenario-planung/). Für dieses Vorgehen bietet sich ein Ansatz mit drei Szenarien an, wobei es wichtig ist, die Szenarien aus der Perspektive des Unternehmens aufzustellen.

Referenzszenario

Das Referenzszenario beschreibt die Entwicklung des Unternehmens unter der Annahme, dass das betrachtete Projekt nicht durchgeführt wird. Es entspricht somit dem Status vor Einbringung der Projektidee. In Unternehmen, die mit Szenarien in der strategischen Planung arbeiten, sollte dieses Szenario bereits definiert sein, so dass es nicht extra erstellt werden muss.

Nominalszenario

Das Nominalszenario gibt die erwartete Entwicklung des Unternehmens bei Durchführung des Projekts wieder. Normalerweise ist eine solche Beschreibung Teil der Projektskizze und kann aus dieser übernommen werden. Der nominelle Mehrwert des Projekts lässt sich dabei aus der Differenz zwischen Referenzszenario und Nominalszenario ablesen.

Risikoszenario

Das Risikoszenario speist sich aus dem Nominalszenario und den fortlaufend aktualisierten Risikobewertungen aus dem Projekt. Dieses Szenario spiegelt die nach aktuellem Wissensstand erwartete Entwicklung unter Berücksichtigung aller identifizierter Risiken und Chancen wider.
Die Vorteile dieses Vorgehens liegen auf der Hand. Durch die Einbettung der Risikoinformationen in ein Szenario auf Unternehmensebene werden alle Effekte auf das Unternehmen in die Bewertung mit einbezogen – nicht nur die projektinternen Auswirkungen. Der Vergleich zwischen Referenzszenario und Risikoszenario zeigt kontinuierlich, welchen Mehrwert das Projekt dem Unternehmen bietet. Außerdem lässt sich aus dem Unterschied zwischen Nominalszenario und Risikoszenario ablesen, wie weit sich das Projekt von der ursprünglichen Idee wegentwickelt.
Die drei beschriebenen Vorzüge helfen, Situationen wie die im einleitenden Beispiel zu verhindern. Damit leistet es einen wertvollen Beitrag zu erfolgreichem Risikomanagement und letztlich zur Absicherung des Unternehmenserfolgs.

 

Wie kontinuierliche Verbesserung gelingen kann
Wenn man den Begriff „kontinuierliche Verbesserung“ hört, denken viele direkt an den Demingkreis oder auch PDCA-Zyklus: Plane eine Verbesserungsmaßnahme (plan), setze diese um (do), überprüfe den Erfolg (check) und führe Korrekturmaßnahmen ein (act). Danach starte das Ganze von vorne, und schon ist der Traum von kontinuierlicher Verbesserung wahr geworden. Der zweite Gedanke geht bei vielen dann sicherlich in die Richtung von „Ja, wenn das so einfach wäre!“ bzw. „Klingt in der Theorie schön, funktioniert in der Praxis aber nicht!“. Und vor dem Hintergrund der vielen, erfolglosen Initiativen zur Umsetzung kontinuierlicher Verbesserung ist diese Haltung auch nur zu gut nachzuvollziehen.

Trotz dieser Einwände und der gescheiterten Projekte, die immer wieder angeführt werden, ist der Demingkreis ein effektives Werkzeug zur Umsetzung von Prozessoptimierung. Die Schwierigkeit dieses scheinbar so simplen Tools liegt, wie so häufig, in der Anwendung – und wenn man genau hinsieht, wird man feststellen, dass ein signifikanter Anteil der erfolglosen Initiativen zur Einführung von PDCA zur kontinuierlichen Verbesserung an der Umsetzung gescheitert sind und nicht an den Werkzeugen.

Prozessoptimierung als Ursache-Wirkungs-Prinzip

Die Grundlage des PDCA-Zyklus ist, dass Prozessoptimierung als Ursache-Wirkungs-Prinzip verstanden wird. Es wird eine gezielte Änderung an einem bestehenden Prozess vorgenommen (= Ursache) und in der Folge verbessert sich die Effizienz bzw. Effektivität des Prozesses (= Wirkung). Das klingt im ersten Moment banal, hat aber weitreichende Folgen für den Umgang mit Prozessoptimierung.

Kausaler Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung

Wenn Prozessoptimierung als Ursache-Wirkungs-Prinzip verstanden wird, dann unterstellt das einen kausalen Zusammenhang zwischen der Ursache und der Wirkung. Dieser Zusammenhang ergibt sich aus dem Prozess, der verbessert werden soll, und aus den Schnittstellen zu anderen Prozessen.

Bei diesen kausalen Verknüpfungen handelt es sich dabei in der Regel nicht um einfache, lineare Abhängigkeiten, sondern häufig um komplexe Netzwerke. Wie angedeutet, spielt dabei oftmals nicht nur der betrachtete Prozess eine Rolle, sondern auch andere Prozesse und Abläufe, die über Schnittstellen verknüpft sind.

Logische Erklärbarkeit von Wirkung der Ursache

Eine zweite Konsequenz davon, dass Prozessoptimierung als Ursache-Wirkungs-Prinzip gesehen wird, ist die Erklärbarkeit der Wirkung einer Veränderung. Das kausale Netzwerk liefert eine logische Erklärung dafür, dass aus einer gegebenen Ursache eine beobachtete Wirkung resultiert.

Diese logische Erklärbarkeit lässt sich dabei in zwei Richtungen nutzen: Wenn die kausalen Zusammenhänge bekannt sind, lässt sich die Wirkung vorhersagen. Sind hingegen die Ursache und die Wirkung bekannt, lassen sich Schlüsse zu den kausalen Zusammenhängen ziehen.

Optimierung kausaler Netzwerke über PDCA-Zyklus

Die dargestellten Konsequenzen von Prozessoptimierung als Ursache-Wirkungs-Prinzip machen den PDCA-Zyklus zu einem idealen Werkzeug für die kontinuierliche Verbesserung. Der Zyklus stellt sich dabei wie folgt dar:

Start

Zu Beginn der Prozessoptimierung wird das Ziel definiert, das über die Verbesserung erreicht werden soll (vgl. „Wie optimiere ich innerbetriebliche Abläufe“). Das Ziel sollte dabei klar beschrieben und, wenn möglich, quantifiziert werden.

Plan

Basierend auf dem aktuellen Prozessverständnis, d.h. dem Verständnis des kausalen Netzwerks, wird eine Verbesserungsmaßnahme definiert, die den Prozess in Richtung des definierten Zieles verändert. Dabei wird nicht nur die Maßnahme (= Ursache) beschrieben, sondern auch die Wirkung, die nach dem momentanen Wissensstand erwartet wird.

Do

Die Maßnahme wird umgesetzt. Dabei wird beobachtet, welche Wirkung sich einstellt.

Check

In diesem Schritt wird die beobachtete Wirkung mit der erwarteten Wirkung verglichen. Sollten beide übereinstimmen, so ist der Optimierungsschritt abgeschlossen. Wenn auch das definierte Ziel erreicht ist, ist die Prozessoptimierung abgeschlossen, ansonsten wird ein weiterer Optimierungsschritt (Plan) eingeleitet.

Hat sich die erwartete Wirkung nicht eingestellt, bedeutet das, dass das aktuelle Prozessverständnis korrigiert werden muss. Dazu ist es notwendig, zu verstehen, warum die durchgeführte Maßnahme zu der beobachteten Wirkung geführt hat.

Act

Wenn der kausale Zusammenhang zwischen der durchgeführten Maßnahme und der beobachteten Wirkung verstanden ist, muss das Prozessverständnis entsprechend der neuen Erkenntnisse aktualisiert werden. Dieses aktualisierte Prozessverständnis ist dann die Ausgangsbasis für eine weitere Iteration des Optimierungsschritts (Plan).

Doppelter Nutzen von Prozessoptimierung durch PDCA-Zyklus

Die Anwendung des PDCA-Zyklus im Kontext des Ursache-Wirkungs-Prinzips erfordert ein konsequentes und gewissenhaftes Vorgehen. Das ist im Alltag betrieblicher Prozessoptimierung nicht immer leicht durchzuhalten – vor allem die beharrliche Analyse von nicht erwarteten Ergebnissen wird gerne zugunsten schnell umgesetzter Alternativmaßnahmen vernachlässigt.

Wenn Sie sich allerdings an dieses Vorgehen halten, dann gewinnen Sie direkt doppelt: Zum einen wird sich der gewünschte Erfolg von Verbesserungeinitiativen langfristig einstellen, zum anderen wird sich Ihr Prozessverständnis kontinuierlich verbessern.

 

Sie kennen diese Aussagen sicherlich auch:

  • „Das müssen wir jetzt so machen!“
  • „Es gibt keine andere Option!“
  • „Nur so kommen wir voran!“
  • „Das ist alternativlos!“

Solche Phrasen hört man oftmals, wenn es darum geht, eine unpopuläre Entscheidung zu rechtfertigen und umzusetzen. Und das nicht nur in der Politik, sondern z.B. auch in Unternehmen, Verbänden, oder Schulen. – kurz: überall dort, wo Entscheidungsprozesse andere Menschen als nur den Entscheider betreffen.

Der Charme des Alternativlosen

Die Alternativlosigkeit, die dabei suggeriert wird, hat durchaus etwas Positives: Sie erzeugt Dringlichkeit, die wiederum ein zentrales Element in der Gestaltung von Veränderungsprozessen ist [1]. Ein weiterer Vorteil ist, dass durch den Ausschluss von Alternativen die Betroffenen erst gar nicht dazu verleitet werden, sich über andere Optionen Gedanken zu machen – es gibt ja keine. Für den Entscheider ist Alternativlosigkeit also durchaus charmant.

Die Entscheidungsfindung auf Basis einer einzigen Option, zu der es keine Alternativen gibt, hat jedoch auch einige signifikante Schwachstellen. Wenn für eine Entscheidung nur eine Wahlmöglichkeit zur Auswahl gestellt wird, dann ist die Entscheidung de facto schon vor dem eigentlichen Entscheidungsprozess getroffen worden. Damit kann davon ausgegangen werden, dass die Entscheider nicht in dem Maß hinter der Entscheidung stehen wie sie es täten, wenn sie aus eigener Überzeugung heraus eine echte Wahl getroffen hätten. Im Umfeld von Veränderungsprozessen schwächt so ein Vorgehen die Führungskoalition, anstatt sie zu stärken [1].

Wenn die Entscheidung bereits vor der eigentlichen Entscheidungsfindung getroffen wird, dann wird sie von den offiziellen Entscheidungsträgern lediglich abgesegnet. In den meisten Fällen führt das dazu, dass sich das Entscheidungsgremium nicht in der Tiefe mit der Option auseinandersetzt, wie sie es bei einer echten Entscheidung tun würden. Damit kann man davon ausgehen, dass eine alternativlose Entscheidung in den allermeisten Fällen nicht ausreichend beraten wurde und somit auch nicht die beste Entscheidung ist. „Alternativlos“ ist also nicht umsonst zum Unwort des Jahres 2010 gekürt worden [2].

Alternativlose Strategieentwicklung?

Leider sind „alternativlose Entscheidungen“ selten so klar zu erkennen wie in den einleitenden Beispielen – und gleichzeitig viel häufiger, als man vielleicht auf den ersten Blick annehmen könnte. Immer dann, wenn es auf eine strategische Frage nur eine Antwort, auf ein unternehmerisches Problem nur einen Lösungsvorschlag, in einer Entscheidungsvorlage nur eine Option gibt, wird versucht die Karte „Alternativlos“ auszuspielen.

Dabei würde ich unterstellen, dass es in vielen Fällen gar nicht bewusst geschieht, um Entscheidungsträger zu manipulieren. Trotzdem kommt dieser Effekt mal mehr mal weniger stark zum Tragen und die finale Entscheidung bleibt hinter den Möglichkeiten der Organisation zurück. Für ein Unternehmen wegweisende, strategische Entscheidungen werden getroffen, ohne dass die Ziel- bzw. Problemstellung ausreichend diskutiert und alternative Handlungsweisen erörtert wurden.

Strategie als Entscheidungsfindung

Dieser Falle der Alternativlosigkeit kann man jedoch leicht entgehen, indem man die Strategieentwicklung gezielt als Entscheidungsprozess mit einer echten Wahlmöglichkeit begreift und umsetzt [3]. Der von Lafley et al. vorgestellte Grundsatz beruht auf einem simplen Prinzip: Formuliere für jede strategische Entscheidung zumindest zwei, sich gegenseitig ausschließende Optionen.

Der Effekt, der sich durch dieses Vorgehen einstellt, ist enorm. Da es auf einmal zwei (oder mehr) konkurrierende Entscheidungsmöglichkeiten gibt, werden die Möglichkeiten intensiver diskutiert, das Für und Wider sorgfältig abgewogen und Annahmen kritisch hinterfragt. Im Ergebnis steigt die Qualität strategischer Entscheidungen.

Gute strategische Entscheidungen treffen

Um diese Qualitätssteigerung in der strategischen Entscheidungsfindung zu realisieren, empfiehlt sich folgendes Vorgehen:

  1. Alternativen formulieren;
  2. Erfolgsbedingungen und Hindernisse für Optionen identifizieren;
  3. Realisierbarkeit und Erfolgsaussichten der Optionen analysieren;
  4. Entscheidung treffen.

Im ersten Schritt werden die Entscheidungsoptionen definiert. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass es zumindest zwei Optionen geben muss. Diese sollten so formuliert sein, dass nur eine umgesetzt werden kann – es geht nicht darum, einen Kompromiss zu erzielen, sondern darum, die für das Unternehmen beste Wahl zu treffen.

Wenn die strategischen Optionen dargestellt sind, muss für jede Entscheidungsmöglichkeit dargestellt werden, welche Bedingungen für einen Erfolg gegeben sein müssen und welche Hindernisse für eine Umsetzung gesehen werden. Durch das Formulieren dieser Voraussetzungen wird eine Grundlage geschaffen, auf der die Wahlmöglichkeiten bewertet werden können.

Im dritten Schritt werden die Daten und Informationen zusammengetragen, die zum Bewerten der Alternativen notwendig sind. Die Datenbasis am Ende dieses Schrittes sollte eine Bewertung der Optionen hinsichtlich der zuvor beschriebenen Erfolgsbedingungen und Umsetzungshindernisse ermöglichen. Ein Ansatz, um gerade bei unsicheren Rahmenbedingungen eine Entscheidungsgrundlage zu schaffen, stellt dabei die Szenario-Planung dar.

Wenn alle zur Bewertung der Optionen notwendigen Informationen vorliegen, kann die Entscheidung für eine der strategischen Optionen erfolgen. Da im durchschrittenen Entscheidungsprozess konkurrierende Ansätze intensiv diskutiert und auf Basis geeigneter Daten analysiert wurden, sind die resultierenden Entscheidungen robust und die resultierende Strategie besser auf die Situation des Unternehmens abgestimmt.

[1] J. P. Kotter (2012). „Leading Change”. Harvard Business Review Press: Boston, USA.

[2] H. Göbel (2011). “Merkels Verdrusswort”. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18. Januar 2011.

[3] A.G. Lafley et al. (2019). “Die Kunst der Strategieplanung”. In: Harvard Business Manager, Edition 1/2019, Seiten 44-53.

 

Aktives Risikomanagement hilft Unternehmen, mit Unsicherheiten umzugehen, operative und strategische Ziele zu erreichen und die Leistung des Managementsystems zu verbessern [1]. Es ist somit ein wichtiger Baustein zur Sicherung des unternehmerischen Erfolgs. Andererseits liefert Risikomanagement keinen direkten Mehrwert, sondern schafft nur indirekt durch die Vermeidung von Risiken oder die Ausnutzung von Chancen einen Wert für das Unternehmen. Damit stellt sich die Frage nach der optimalen Balance zwischen Aufwand für das Risikomanagement und den daraus erzielten Nutzen.
Gesetzliche Anforderungen beispielsweise aus dem Aktiengesetz [2] liefern leider keine ausreichenden Hinweise, wie diese Optimierungsaufgabe für das individuelle Unternehmen zu lösen ist. Einen hilfreichen Leitfaden bietet hingegen der Reifegradansatz für das Risikomanagement: Die Entwicklungsstufen des Modells lassen sich direkt mit Strukturen und Eigenschaften eines Unternehmens verknüpfen. Damit können Anforderungen an ein effektives Risikomanagement-System formuliert werden.

Reifegrad Stufe 1: Das lineare Unternehmen

Der ersten Stufe des Reifegradmodells entsprechen Unternehmen, die durch lineare Strukturen gekennzeichnet sind. Solche Unternehmen sind in der Regel vergleichsweise klein, haben ein begrenztes Produkt- bzw. Serviceportfolio und bedienen einen klar umrissenen Markt. Aufgrund dieser Rahmenbedingungen lassen sich die Risiken, die sich aus dem Umfeld sowie den internen Abläufen ergeben, gut von einer Person überblicken.
Die korrespondierenden Anforderungen an ein Risikomanagement-System sind mit entsprechend geringem Aufwand zu erfüllen. Das Unternehmen muss dafür Sorge tragen, dass es zumindest eine Person gibt, die systematisch die relevanten Risiken erfasst und bewertet. Darüber hinaus muss sichergestellt sein, dass diese Person in Entscheidungsprozesse eingebunden ist und die Risikoinformationen so in die Entscheidungen einfließen.

Reifegrad Stufe 2: Das verzweigte Unternehmen

Unternehmen der zweiten Stufe weisen verzweigte Strukturen auf. Diese Verzweigung kann sich in der Trennung verschiedener Funktionen (z.B. Entwicklung – Fertigung – Vertrieb), parallel vermarkteten Produkten bzw. Serviceangeboten oder der Bedienung unterschiedlicher Märkte manifestieren. In der Folge ist das Unternehmen nicht mehr einfach für eine einzelne Person in ausreichender Detailtiefe zu überblicken; jeder der resultierenden Zweige für sich weist jedoch weiterhin die Merkmale eines linearen Unternehmens auf.
Um ein effizientes Risikomanagement in einem solchen Unternehmen gewährleisten zu können, müssen Verantwortlichkeiten aufgeteilt werden: in jedem Zweig sollte eine Person die Rolle eines Risikomanagers übernehmen, die für das Erfassen, Bewerten und Adressieren von Risiken in dem jeweiligen Bereich verantwortlich ist. Um sicher zu stellen, dass dies in allen Bereichen des Unternehmens vergleichbar durchgeführt wird, müssen Prozesse und Werkzeuge für das Risikomanagement in ausreichender Weise definiert werden. Innerhalb der Zweige sind die Risikomanager dafür verantwortlich, dass Risikoinformationen in Entscheidungsprozesse einfließen. Damit dies auch auf der obersten Unternehmensebene geschieht, ist ein Ablage- bzw. Berichtssystem notwendig, damit die Informationen aus den untergeordneten Bereichen auch für übergeordnete Entscheidungen zur Verfügung stehen.

Reifegrad Stufe 3: Das Matrix-Unternehmen

Das komplexe Unternehmen ist durch eine Matrixstruktur geprägt. Informations- und Entscheidungswege verlaufen hier nicht mehr linear entlang der Hierarchie, sondern sowohl horizontal als auch vertikal. In der Folge gibt es viele Schnittstellen, an denen Informationen ausgetauscht werden müssen, und Entscheidungen werden zunehmend dezentral gefällt. Damit müssen auch Risikoinformationen an vielen unterschiedlichen Stellen verfügbar sein und die Anzahl an Entscheidungsträgern, die mit diesen Informationen umgehen muss, um Risiken und Chancen* im Sinne des Unternehmens effektiv zu managen, steigt.
Um diesen Anforderungen gerecht werden zu können, muss das Risikomanagement-System über harmonisierte Werkzeuge und Prozesse verfügen. Schnittstellen zwischen verschiedenen Bereichen und Vererbungsregel müssen klar definiert sein. Auch müssen Risikoinformationen allen Entscheidungsträgern in aktueller Form zugänglich sein. Gleichzeitig muss das Wissen und die methodischen Fähigkeiten zum Umgang mit Risiken und Chancen – von der Identifikation und Bewertung bishin zur Einbindung in Entscheidungsprozesse – ausreichend weit im Unternehmen gestreut sein, damit sowohl die Qualität der verfügbaren Risikoinformationen als auch deren adäquate Nutzung gewährleistet werden kann.

Reifegrad Stufe 4: Das riskante Unternehmen

Unternehmen der vierten Stufe zeichnen sich durch ein hohes Risikoniveau aus. Das bedeutet, dass das Unternehmen systematisch Chancen auszunutzen versucht, indem es kalkuliert Risiken eingeht, deren Eintreten das Unternehmen als Ganzes oder in Teilen gefährden kann.
Ein wesentlicher Bestandteil des Geschäftsmodells solcher Unternehmen besteht darin, ein optimales Verhältnis von Chancen und Risiken herzustellen. Dazu sind die Anforderungen an ein Matrix-Unternehmen nicht nur für das Risiko- sondern auch für das Chancenmanagement zu erfüllen. Außerdem sollten Messgrößen existieren, die die Effektivität des Risiko- und Chancenmanagements darstellen. Diese Messgrößen sollten selbstverständlich überwacht werden.

Reifegrad Stufe 5: Das Risiko-Unternehmen

Unter dem Stichwort Risiko-Unternehmen können zwei unterschiedliche Unternehmenstypen zusammengefasst werden: zum einen Unternehmen, deren Kerngeschäft das Managen von Risiken ist, zum anderen solche, bei denen das Eintreten von Risiken katastrophale Auswirkungen auf das Umfeld hat.
In beiden Fällen ist die Effektivität des Risikomanagements von zentraler Bedeutung. Um sicherzustellen, dass diese so hoch wie möglich ist, sollte eine systematische und kontinuierliche Prozessverbesserung für das Risikomanagement auf der Basis adäquater Kenngrößen installiert sein – bei Unternehmen mit dem Kerngeschäft Risikomanagement sollte dies auch das Chancenmanagement beinhalten.

 

Wie optimiere ich innerbetriebliche Abläufe?

Die innerbetrieblichen Abläufe stellen in vielen Unternehmen einen wesentlichen Kosten- bzw. Zeitfaktor dar: die Effizienz von Prozessen bestimmt auf allen Ebenen von der Fertigung bis hin zur Geschäftsführung die Durchlaufzeiten und beeinflusst in hohem Maße die Kosten. Die Optimierung von Prozessen wirkt sich damit direkt auf die Leistungsfähigkeit und das finanzielle Ergebnis des Unternehmens aus.

Status der Prozessoptimierung

Prozessoptimierung ist kein neues Thema. Spätestens seit James P. Womacks „The Machine that Changed the World” in den frühen 90er Jahren sind Lean und andere Ansätze zur Prozessoptimierung zum Managementstandard avanciert und wer heute das Stichwort „Prozessoptimierung“ bei Amazon eingibt, bekommt Hunderte von Büchern angeboten.

Bei diesem Angebot an Methoden, Werkzeugen und Umsetzungshilfen sollten die Abläufe in allen Unternehmen heute eigentlich optimal umgesetzt sein. Zeit- sowie Materialverschwendung dürfte es nicht mehr geben. Eine optimierte Prozesslandschaft sollte selbstverständlich und kein Wettbewerbsvorteil sein.

Die Realität sieht jedoch auch fast 30 Jahre nach dem Aufkommen von Lean & Co immer noch anders aus: Prozesse arbeiten nach dem Konzept „Das haben wir schon immer so gemacht“, innerbetriebliche Abläufe werden nicht an geänderte Rahmenbedingungen angepasst, Fehler werden notdürftig geflickt, anstatt sie als Ausgangspunkt für Prozessoptimierung zu nutzen, und Optimierungsinitiativen laufen regelmäßig ins Leere. Anstatt auf notdürftiges Flicken von Fehlern mittels eines Quick Fix, sollten Sie sich auf nachhaltige Lösungen konzentrieren.

5 Schritte zur erfolgreichen Prozessoptimierung

Wenn Sie sicherstellen wollen, dass die Abläufe in Ihrem Unternehmen störungs- und verschwendungsfrei funktionieren und Ihre nächste Prozessoptimierung eine nachhaltige Produktivitätssteigerung nach sich zieht, sollten Sie die folgenden fünf Punkte beachten:

1. Zielsetzung definieren

Bevor Sie mit Ihrer Optimierungsinitiative starten, sollten Sie sich darüber klar werden, welche Zielgrößen Sie im Rahmen der Prozessoptimierung verbessern möchten: Geht es Ihnen um Kostenreduktion, Qualitätssteigerung oder Verkürzung von Reaktionszeiten? Oder sind Ihre Zielgrößen komplexer, wie beispielsweise die Zufriedenheit Ihrer Kunden oder die Bindung von Mitarbeitern ans Unternehmen?

Neben der Zielgröße, auf die hin Abläufe optimiert werden sollen, sollte Sie auch festlegen, wie diese Größe gemessen werden soll. Dabei sollten Sie sich nicht nur fragen, welche Daten zur Messung herangezogen werden, sondern auch, wann diese aufgenommen werden und wie sie gegebenenfalls verrechnet werden.

2. Ausgangszustand ermitteln

Nachdem die Zielsetzung definiert ist, sollten Sie den Ausgangszustand bestimmen. Die Kenntnis des Status quo hilft Ihnen, Schwachstellen zu identifizieren, den Verbesserungsbedarf gegenüber den Beteiligten darzustellen und Ansatzpunkte für die Prozessoptimierung herauszuarbeiten.

Außerdem können Sie über die Analyse des Ist-Zustands die Nutzbarkeit Ihrer Messkriterien überprüfen. Gleichzeitig legen Sie die Referenz für die Bewertung Ihrer Verbesserungen, so dass Sie die Effektivität Ihrer Maßnahmen quantitativ bewerten können.

3. Methodischen Ansatz wählen

Im dritten Schritt geht es darum, den für die gegebene Aufgabenstellung passenden Verbesserungsansatz zu wählen. Auch wenn manch ein Management-Guru etwas anderes suggeriert – den einen immer passenden Ansatz gibt es leider nicht. Daher müssen Sie prüfen, welche der verfügbaren Methoden Sie am besten zu Ihrem Ziel bringen wird.

Sollten Sie in Ihrem Unternehmen nicht das methodische Wissen oder den Überblick über die gängigen Ansätze haben, um hier eine fundierte Entscheidung treffen zu können, können Sie die Unterstützung erfahrener Berater einholen. Damit verhindern Sie, dass Sie Ihr Ziel wegen der Nutzung einer nicht adäquaten Methode verfehlen, und sichern sich Ihren wirtschaftlichen Erfolg.

4. Optimierungsprojekt abarbeiten

Der nächste Schritt ist banal: Sie müssen Ihr Optimierungsprojekt umsetzen. Dabei sollte es sich von selbst verstehen, dass die Abarbeitung vollständig und methodisch korrekt geschieht, denn nur so kann das Optimierungsziel auch erreicht werden.

Im Laufe der Optimierung sollten Sie die definierten Messgrößen im Blick behalten. Denn so erkennen Sie auch während des Projekts, ob die getroffenen Maßnahmen den gewünschten Effekt erzielen oder ob sie gegebenenfalls nachbessern müssen.

5. Verbesserungen verankern

Jetzt fehlt Ihnen nur noch ein wichtiger Schritt, der häufig übersehen wird, aber notwendig ist. Denn von Menschen gelebte Prozesse haben die Tendenz, in den eingeschliffenen, alten Zustand zurückzufallen. Um das zu verhindern, müssen Sie die neuen Prozesse verankern, das heißt, Sie müssen Mechanismen schaffen, die dieses Abgleiten verhindern.

Wenn Sie diese fünf Schritte in Zukunft bei der Optimierung innerbetrieblicher Abläufe beachten, dann werden Sie die Effizienz und das finanzielle Ergebnis Ihres Unternehmens nachhaltig verbessern und den langfristigen Erfolg sichern.

Einen weiteren Ansatz zu kontinuierlichen Verbesserung stellen wir Ihnen in diesem Beitrag vor. Welcher Ansatz zu Ihnen und den Bedürfnissen Ihres Unternehmens passt, können Sie gerne in einem unverbindlichen Erstgespräch mit uns beleuchten.

 

Strategische Entscheidungen in einem unsicheren, sich stetig ändernden Umfeld zu treffen, ist herausfordernd: zum einen, weil sich die Veränderungen, denen sich ein Unternehmen ausgesetzt sieht, in der Regel nicht voraussagen lassen, zum anderen, weil es in den meisten Entscheidungsprozessen systematische Schwachstellen gibt.

Szenario-Planung zur Verbesserung von Entscheidungsprozessen

Nach Kees van der Heijden sorgen mehrere Mechanismen dafür, dass strategische Entscheidungsprozesse systematisch auf eine Lähmung zulaufen. In seinen Studien identifiziert er dabei sieben solcher Mechanismen, die einzeln oder in Kombination zu strategischer Lähmung von Unternehmen führen können:

  • eingefahrene Denkmuster
  • unterschiedliche, nicht abgeglichene Wahrnehmung
  • voreingenommene Informationsverarbeitung
  • persönliche Befangenheit
  • Risikoaversion
  • Selbstüberschätzung
  • Fehleinschätzung der Genauigkeit eigener Prognosen

Gerade wenn sich die Rahmenbedingungen eines Unternehmens starken Veränderungen ausgesetzt sehen, können diese Mechanismen Entscheidungsprozesse leicht negativ beeinflussen. Die Folge sind strategische Fehlentscheidungen und letztlich wirtschaftlicher Misserfolg.

Ein Ansatz, diese Fallstricke zu umgehen, ist die Szenario-Planung. Bei der Szenario-Planung werden mögliche Entwicklungspfade für zukünftige Entwicklungen erarbeitet. In dem Prozess, an dem in der Regel mehrere Personen beteiligt und Daten aus unterschiedlichen Quellen verarbeitet werden, werden die von van der Heijden genannten Mechanismen umgangen. Dadurch lassen sich nachhaltig bessere strategische Entscheidungen treffen und sich ändernde Rahmenbedingungen bei der Strategieumsetzung schneller berücksichtigen.

Anforderungen an Szenarien

Damit Szenario-Planung diesen positiven Effekt auf Entscheidungsprozesse entfalten kann, müssen die entwickelten Szenarien folgende Bedingungen erfüllen:

Relevant

Der von den Szenarien abgedeckte Entwicklungsrahmen muss für die Entscheidungen relevant sein. Das bedeutet, das alle Faktoren, die einen Einfluss auf die Entscheidungen und deren Wirksamkeit haben, in die Szenario-Planung mit einbezogen werden müssen.

Ähnliches gilt für den abgebildeten Zeithorizont: Er sollte die Reichweite der Entscheidungen und ihrer Auswirkungen ganz abdecken, um eine umfassende Bewertung zu ermöglichen. Gehen die Szenarien jedoch deutlich über diesen Zeitpunkt hinaus, lenken sie unter Umständen von wesentlichen Faktoren ab.

Umfassend

Neben der Relevanz ist es wichtig, dass die Szenarien umfassend sind. Umfassend heißt in diesem Zusammenhang, dass nicht nur unsichere Faktoren, sondern auch sichere Faktoren berücksichtigt werden. Unsichere Faktoren, bei denen die zukünftige Entwicklung nicht abgesehen werden kann, bilden dabei die Basis für das Aufspannen eines aussagekräftigen Entwicklungsraumes. Die Berücksichtigung sicherer Faktoren, deren Entwicklung gut prognostiziert werden kann, sorgt bei der Szenario-Planung dafür, dass die Szenarien realistisch bleiben.

Aussagekräftig und realistisch

Die im Rahmen der Szenario-Planung erstellten Szenarien sollten aussagekräftig sein. Das bedeutet, dass sie einen möglichst weiten Entwicklungsraum abdecken sollten. Ob diese Anforderung über zwei, drei oder mehr Szenarien erfüllt wird, hängt dabei vom spezifischen Anwendungsfall ab.

Gleichzeitig sollten die Szenarien realistisch bleiben, also sich im Rahmen der Prognosen bewegen. Dieser Rahmen sollte dabei, wo immer möglich, über verfügbare Daten und Studien plausibilisiert werden.

Geschlossen

Jedes Szenario, das im Rahmen einer Szenario-Planung erstellt wird, sollte in sich geschlossen sein. Szenarien sind keine Vorhersagen der Zukunft, sondern beschreiben einen möglichen Entwicklungspfad. Ein solcher Pfad hat einen klaren Anfang, in der Regel die Gegenwart, und einen definierten Endpunkt, das Ende des zu betrachtenden Zeithorizontes. Zwischen diesen beiden Eckpunkten wird eine Entwicklung beschrieben, die vom Start- zum Zielpunkt führt.

Wenn diese vier Anforderungen an die Szenario-Planung erfüllt sind, dann sind Szenarien ein starkes Werkzeug, die beschriebenen Schwachstellen in Entscheidungsprozessen zu umgehen.
Einen Leitfaden für den Entscheidungsprozess skizzieren wir Ihnen in dem Beitrag „Alternativlos? – Gute Entscheidungen treffen.“ Zusammen mit diesen Tips werden Sie in der Lage sein, verschiedene Szenarien zu planen und gute Entscheidungen zu treffen, welche sich positiv auf die Entwicklung Ihres Unternehmens auswirken. Sollten Sie Fragen haben, zögern Sie nicht uns anzusprechen.

Zunehmende Unsicherheit, beschleunigte Veränderung von Rahmenbedingungen und stetig abnehmende Planbarkeit machen ein aktives Risikomanagement zu einem immer wichtigeren Baustein des Management-Portfolios. Unternehmensführer, Projektmanager und Abteilungs- bzw. Bereichsleiter sehen sich in stetig steigendem Umfang mit Unwägbarkeiten konfrontiert, die sie in ihre Entscheidungsprozesse einbeziehen müssen, um langfristig erfolgreich zu bleiben und ihre Ziele zu erreichen.

Messbarkeit von Risikomanagement

Wie erfolgreich das Risikomanagement im Unternehmen ist, sehen die Entscheider in der Regel erst, wenn sie ihre Ziele erreicht – oder im ungünstigen Fall: verfehlt – haben. Eine solche Qualitätsmessung ist jedoch problematisch, da sie reaktiv ist und damit Verbesserungspotentiale erst erkannt und realisiert werden können, wenn es eigentlich schon zu spät ist.

Besser wäre hier ein Ansatz, bei dem das Risikomanagement im Unternehmen unabhängig von der Zielerreichung bewertet werden kann. Verbesserungspotentiale sollten vor dem Eintreten von Risiken identifiziert und realisiert werden können. Ein Konzept, das diese Anforderungen erfüllt, ist der Reifegradansatz zur Bewertung von Risikomanagement im Unternehmen.

Reifegradansatz für Risikomanagement

Der Reifegradansatz bietet ein Referenzmodell für die Verankerung von Risikomanagement im Unternehmen. Dazu werden verschiedene Aspekte betrachtet und bewertet, so dass eine systematische Weiterentwicklung ermöglicht wird. Die Aspekte decken dabei sehr unterschiedliche Perspektiven ab und ermöglichen dadurch eine holistische Bewertung des Risikomanagements:

Prozess-& Rollendefinition

Wie sind die Prozesse zum Risikomanagement definiert, welche Aktivitäten sind in den Prozessen abgebildet und welche Rollen sind in diesem Zusammenhang definiert?

Werkzeuge & Dokumentation

Welche Werkzeuge werden im Risikomanagement genutzt und wie werden Risikoinformationen dokumentiert?

Anwendung & Einbettung

Wie werden die Prozesse und Werkzeuge im Unternehmen angewendet und wie ist das Risikomanagement mit anderen Abläufen verknüpft?

Schnittstellen & Informationsverarbeitung

Welche Schnittstellen sind in Bezug auf das Risikomanagement im Unternehmen definiert und wie werden Risikoinformationen verarbeitet?

Schulung & Wissensvermittlung

Wie wird sichergestellt, dass das für das Risikomanagement notwendige Wissen und die erforderlichen Fähigkeiten im Unternehmen an der richtigen Stelle vorhanden ist?

Kultur & Bewusstsein

Wie ausgeprägt ist das Risikobewusstsein im Unternehmen und wie stark ist dieses mit der Unternehmenskultur verknüpft?

Nutzen des Reifegradansatz für das Risikomanagement

Der Reifegradansatz erfüllt frei unterschiedliche Funktionen bei der Weiterentwicklung des Risikomanagements in einem Unternehmen. Zum einen lassen sich aus dem Referenzrahmen konsistente, den Anforderungen des jeweiligen Unternehmens entsprechende Beschreibungen des Risikomanagement-Systems ableiten. Diese Beschreibungen können als Zieldefinition für das Risikomanagement genutzt werden.

Darüber hinaus bietet sich der Ansatz dazu an, den aktuellen Implementierungsgrad von Risikomanagement im Unternehmen zu analysieren. Dank der holistischen Bewertung aus unterschiedlichen Perspektiven ergibt sich dabei ein detailliertes Bild der Stärken und Schwächen sowie ein aussagekräftiges Gesamtbild des aktuellen Implementierungsgrades.

Zuletzt bietet der Referenzrahmen des Reifegradansatzes eine Roadmap für die Weiterentwicklung von Risikomanagement im Unternehmen. Insbesondere lässt sich eine Reihenfolge und eine Priorisierung von Maßnahmen ableiten, die für eine ausgewogene und erfolgreiche Entwicklung sorgen.